Ruth Klüger – Ceija Stojka. Dichten ins Leben
Literatur Zivilgesellschaft Geschichte Ausstellung
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Ruth Klüger und Ceija Stojka wurden auf eine für sie beide unerwartete Weise öffentliche Stimmen ⎯ Stimmen des Überlebens, literarische Stimmen, feministische Stimmen, Stimmen der Rom*nja, jüdische Stimmen, politische Stimmen − Stimmen des freien Menschen. Beide wurden als Kinder mit ihren Müttern in mehrere Konzentrationslager des NS-Regimes deportiert. Für beide wurden Worte ein lebenswichtiges Medium.
Ruth Klüger begann bereits in Auschwitz zu dichten und sagte sich Gedichte auf, um die nicht endenden Stunden auf dem Appellplatz durchzustehen. Später wurde aus ihr eine international renommierte Professorin für deutsche Literatur in den USA. 1992 wurde sie mit ihrer Autobiografie „weiter leben. Eine Jugend“ als Autorin bekannt, berühmt und vielfach ausgezeichnet.
Mehr als vierzig Jahre nach Ende des Krieges veröffentlichte Ceija Stojka 1988 als erste Romni ihr Buch „Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Romni zwischen den Welten“ und begann kurz darauf auch zu zeichnen und zu malen. Ihrem künstlerischen Werk werden inzwischen große internationale Ausstellungen gewidmet, so etwa 2023 im Austrian Cultural Forum in New York unter dem Titel „What Should I be Afraid of? Roma Artist Ceija Stojka.“
Ausstellung ab 09.10. im 7. Bezirk
80 Jahre nach Kriegsende widmet sich ein partizipatives Ausstellungsformat in Wien den Gedichten der beiden so mutigen wie emanzipativen Frauen und zeigt dazu eine kleine Auswahl von Zeichnungen und Bildern von Ceija Stojka im 7. Bezirk – dort, wo Ruth Klüger als Kind vor der Delogierung und Deportation zuhause war und wo Ceija Stojka nach dem Krieg lange Jahre wohnte. Die Gedichte sind in der Ausstellung zu sehen, zu lesen und zu hören. Besucher*innen können auch aktiv werden und selbst Gedichte von Ceija Stojka sprechen und aufnehmen und deren Erinnerung so in die Gegenwart holen.
Möglich macht die Ausstellung die Kulturschaffende Sabine Kock, die beide Frauen persönlich kennenlernen durfte. „Ich verehre Ruth Klüger und Ceija Stojka als Künstlerinnen wie als Frauen mit außerordentlichem Mut“, sagt Sabine Kock. „Ich möchte besonders junge Menschen bzw. (post-) migrantische Kontexte einladen. Es gibt auch ein eigenes Vermittlungsformat als Angebot an Gruppen und Schulklassen, wo Jugendliche mit eigener Sprache, Texten und Gedichten experimentieren können.“