SadFest

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Traurigkeit hat viele Formen. Manche schleicht sich heran, andere schlägt ein wie ein Komet. Sie kann still ertragen werden, laut ausgeschrien, verborgen, gesungen, geteilt oder in sich versiegelt bleiben. Und manchmal – in unserem liebsten Fall – wird sie zu Kunst.
SadFest bildet sich nicht ein, Therapie oder Katharsis zu sein. Es ist eine Einladung, zu verweilen. In Bildern, die weh tun dürfen. In ganzen, zum Scheitern verurteilten, Welten (Synecdoche, New York). In Figuren, die möglicherweise, trotz all der Hoffnung, die wir in uns tragen, nicht gerettet werden (Children of Men). Dreizehneinhalb Filme, die sich nicht scheuen, durch die dunkleren Gänge menschlichen Erlebens zu führen.
Sie handeln von Ohnmacht (The Mist), von der Unbarmherzigkeit des Alterns (Make Way For Tomorrow), vom Zurückbleiben (The Shrouds), vom Beziehungsscheitern (Vargtimmen/Blue Valentine), vom Zorn (Punishment Park). Und doch sieht man sie sich gerne wieder an. Nicht nur aus Leidenslust, sondern weil zwischen den Zeilen eine unnachahmliche Wahrhaftigkeit mitschwingt. Vielleicht ist es genau diese Aufrichtigkeit, die uns wiederkommen lässt.
Manche dieser Filme, kennt man seit der Kindheit (My Girl/Watership Down). Andere hat man womöglich verdrängt, vergessen, nie gesehen. Sie alle verbindet eine Qualität, die man schwer beschreiben kann, aber sofort spürt: Die Traurigkeit darin hat Haltung. Würde. Und Tiefe.
Wir wollen mit unserer Auswahl nicht schockieren oder deprimieren. Höchstens ein bisschen. Mehr aber Raum schaffen. Für Nachklang. Oder stille Gespräche danach. Vielleicht sogar leichte Verwirrung (Gotta Light?), wenn die Leinwand längst dunkel ist.
Im SadFest feiern wir das Kino als empfindsamen Ort. Nicht als Flucht, sondern als Begegnung mit dem, was in uns ruht. Tränen sind willkommen. Aber auch das Lächeln danach.
Für den Inhalt verantwortlich: Norman Shetler, Otto Römisch. Texte: Otto Römisch