Mai Zetterling

Filmemacherin & Schauspielerin
Film Filmreihe
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8 Termine
bis Montag 5. Jänner
Sonntag 21. Dezember
Freitag 2. Jänner 2026
Samstag 3. Jänner 2026
Sonntag 4. Jänner 2026
Montag 5. Jänner 2026

Mai Zetterling (1925–1994) war eine Pionierin des Kinos. Sie hatte keine Bedenken, ihre Projekte auf unkonventionelle Weise zu finanzieren und ihre Filme lösten oft Debatten über vielfältige Themen aus, von Geschlechterrollen und Sexualität bis hin zur Robbenjagd. Schon in ihrem Regiedebüt Älskande par (Liebende Paare, 1964) zeigte sich Zetterling als eigenwillige Erzählerin, die mehr mit Filmemachern wie Luis Buñuel und Ingmar Bergman gemeinsam hatte als mit dem politischen Realismus der 1960er Jahre.

Mai Zetterling führte zu einer Zeit Regie, als es nur wenige Frauen in diesem Beruf gab, und kämpfte für ihr Recht auf eigene Entscheidungen. In ihrer Autobiografie All Those Tomorrows (1984) schrieb sie: “Ich habe das Gefühl, dass ich von so ziemlich jeder Norm weit entfernt bin”. In kreativer Personalunion inszenierte sie oft eigene Drehbücher und produzierte selbst. Nur widerwillig und ohne ausgeprägte feministische Agenda wurde sie zum Vorbild für spätere Generationen von Filmemacherinnen.

Schon als Schauspielstudentin spielte Zetterling 1942 erste Rollen am Königlichen Dramatischen Theater, wo sie bis 1947 Ensemblemitglied blieb. In dieser Zeit gelang ihr der große Durchbruch im Kino mit Alf Sjöbergs Hets (Raserei, 1944) nach einem Drehbuch von Ingmar Bergman. Mit Driver dagg faller regn (Das Mädchen vom Germundshof, 1946) von Gustaf Edgren folgte einer der größten schwedischen Kassenerfolge der Nachkriegszeit, 1947 erhielt sie einen Spezialpreis bei den Filmfestspielen von Venedig, wo Sjöbergs Hets und Iris och löjtnantshjärta (Iris, 1946) liefen.

Mit Frieda (1947) begann Zetterling eine internationale Karriere in Großbritannien, wo sie in über 20 Filmproduktionen mitwirkte. Ein Aufenthalt in Hollywood, wo sie u.a. mit Danny Kaye und Richard Widmark spielte, währte nicht lange, da sie fand, der Hollywood-Lebensstil passe nicht zu ihr.

Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien widmete sich Zetterling wieder dem Theater und realisierte erste Kurzfilme nach eigenen Drehbüchern gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann David Hughes. Ihr letzter Kurzfilm The War Game (1963), bei dem der später berühmt gewordene Chris Menges die Kamera führte, wurde bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet.

Zetterlings erster Spielfilm Liebende Paare basiert auf einem Romanzyklus von Agnes von Krusenstjerna. Mit seiner sexuellen Offenheit sorgte der Film in Cannes für Kontroversen, erhielt jedoch überwiegend positive Rezensionen. Der britische Kritiker Kenneth Tynan beschrieb den Film als “eines der ambitioniertesten Debüts seit Citizen Kane”. Ihr nächster Film Nattlek (Nachtspiele, 1966) war eine Art Albtraumversion der Motive und Bilder, die sie bei Agnes von Krusenstjerna entlehnt hatte. Die Darstellung inzestuöser Liebe stieß erneut auf Widerstand, diesmal bei den Filmfestspielen von Venedig, wo die Pressevorführung von einem Polizeikordon geschützt werden musste, und in San Francisco, wo Shirley Temple als Zeichen ihres Protests aus dem Festivalvorstand austrat. Zetterling schrieb über Nachtspiele: “Ich habe versucht, eine Geschichte über das heutige Europa zu erzählen. Auf ehrliche Weise, weswegen der Film die Zeichen der Dekadenz zeigt. Perverse Sexualität ist eines davon, vielleicht das offensichtlichste. Ich glaube, eine positive Sicht auf die Welt lässt sich nur erreichen, indem man sich an den negativen Interpretationen abarbeitet.”

Mit Flickorna (Die Mädchen, 1968) inszenierte Zetterling eine spielerische Auseinandersetzung mit Vorurteilen, Politik und Geschlechterrollen, erzählt aus der Perspektive von drei Schauspielerinnen, die mit Aristophanes’ Lysistrata auf Tournee sind. Beim Kinostart wurde Die Mädchen fast durchwegs abgelehnt – hauptsächlich von der männlich dominierten Filmkritik. Eine bemerkenswerte Ausnahme war Simone de Beauvoir, die in Le Monde äußerst positiv schrieb: “Ironisch und komisch, bewegt uns dieser Film durch die Schönheit seiner Landschaften, seine Poesie und vor allem seine subtile Zärtlichkeit.”

Simone de Beauvoir schlug Zetterling sogar vor, ihr Buch Das andere Geschlecht zu verfilmen. Eine siebenstündige, international koproduzierte Fernsehserie sollte die vergangene und gegenwärtige Situation von Frauen rund um die Welt darstellen. Es war eines von vielen Projekten Zetterlings, die nie umgesetzt wurden. Das Zetterling-Archiv im Schwedischen Filminstitut enthält Drehbücher und Entwürfe für mehr als 20 unrealisierte Filme, darunter Casanova Ladies über Mata Hari, Lola Montez und Königin Kristina, oder Lilith nach einer Kurzgeschichte von Anaïs Nin, die Zetterling von der Autorin geschickt wurde.

1975, im von der UNO-Generalversammlung ausgerufenen internationalen Jahr der Frau, entstand im Rahmen einer UNESCO-Tagung, die die internationale Zusammenarbeit von Filmemacherinnen fördern sollte, die Vereinigung Film Women International. Mai Zetterling war eine der Gründerinnen, weitere Mitstreiterinnen waren Susan Sontag, Agnès Varda, Chantal Akerman, VALIE EXPORT und Márta Mészáros. Das Jahr der Frau bot Zetterling auch die Gelegenheit, den Kurzfilm Vi har många namn (We Have Many Names, 1976) zu drehen, der bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte.

Nach der britischen Regiearbeit Scrubbers (1983) kehrte Zetterling 1986 mit ihrem großartigen Werk Amorosa nach Schweden zurück. Amorosa erzählt von Agnes von Krusenstjerna und ihrer unglücklichen Ehe mit David Sprengel und bestätigte Zetterlings Stellung als eine der kreativsten Regisseur*innen des schwedischen Kinos. (Kajsa Hedström)

Einführungen von Christoph Huber, Elisabeth Streit und Tom Waibel bei ausgewählten Terminen.

Mit freundlicher Unterstützung durch die Schwedische Botschaft Wien
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