very unintelligent work
Zeitgenössische Kunst Fotografie Ausstellung
Verbindung zu esel.at
Brenner-Havelka-Plessl-Kindler
Die Serie „Stall“ begann 2020 als faktisches, fotodokumentarisches Archiv traditioneller Stallbauten in der Obersteiermark und wird seither fortgeführt. Der konzeptionelle Ansatz besteht darin, die bäuerliche Architektur in ihrer Klarheit und Funktionalität einzufangen und sie anschließend durch manuelle Bildbearbeitung in Photoshop zu transformieren. Jedes Foto wird mit exakt derselben Komposition und demselben Bildausschnitt aufgenommen, um die dokumentarische Präzision zu wahren. Perspektivische Verzerrungen werden bewusst vermieden, damit Form und Struktur der Gebäude in ihrem reinsten, funktionalsten Zustand sichtbar bleiben. Im Laufe der Zeit wurde das Projekt auf Scheunen aus anderen Regionen ausgeweitet, die eng mit den Biografien von Brenner-Havelka-Plessl verbunden sind: Prad am Stilfserjoch (Trentino-Südtirol, Italien), Brünn (Mähren, Tschechische Republik) und das Murtal (Obersteiermark, Österreich). Das Ergebnis ist ein persönlicher, geografisch verwurzelter Atlas der ländlichen Architektur in Mitteleuropa. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Daniel Kindler realisiert, dessen Bilder als Grundlage für die anschließende visuelle Bearbeitung dienen.
Die Bearbeitung der Fotografien geht weit über eine einfache technische Korrektur hinaus. Es ist ein bewusster, manueller Eingriff - ein altmodischer Akt der Gestaltung, bei dem die Formen der Scheunen von Hand digital verändert werden. Dieser Prozess steht im Gegensatz zu der in der heutigen Bildbearbeitung üblichen künstlichen Intelligenz (KI), mit der solche Aufgaben leicht automatisiert werden könnten. Durch das Beharren auf manueller Manipulation bleibt der menschliche kreative Akt im Zentrum der Arbeit. Der Bearbeitungsprozess verweist auf die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung – ähnlich wie bei der körperlichen, nicht automatisierten Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben, wo jeder Schritt durch menschliche Anstrengung bestimmt wird. Die Ausstellung „very unintelligent work“ bezieht sich auf die Tradition der Neuen Sachlichkeit und führt erstmals den Begriff der Österreichischen Sachlichkeit ein – ein Ansatz, der darauf abzielt, die Dinge in ihrer eigenen „Einfachheit“ und „Schönheit“ darzustellen. Zugleich wird der Begriff der Sachlichkeit kritisch hinterfragt: Durch übertriebene Reduktion und erzwungene Gleichförmigkeit wird er ad absurdum geführt – bis am Ende nur noch eine Schachtel übrigbleibt.