Das 6-tage-spiel II

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„das 6 tage dauernde spiel des o.m.theaters soll das grösste und wichtigste fest der menschen werden (es ist ästhetisches ritual der existenzverherrlichung). es ist gleichzeitig volksfest und zu bewusstsein gebrachtes mysterium der existenz.“ – Hermann Nitsch
Im Vorfeld der geplanten Fortsetzung der 160. Aktion zu Pfingsten 2025 eröffnet die Ausstellung Einblicke in die posthume Realisierung der ersten drei Tage der zweiten Fassung des 6-tage-spiels. Diese wurde in den Jahren 2022 und 2023 von Rita Nitsch mit Unterstützung von Leonhard Kopp und Frank Gassner (Spielleitung) sowie Andrea Cusumano (musikalische Leitung) in Schloss Prinzendorf und in dessen Umgebung umgesetzt.
Im Fokus der Ausstellung stehen Film- und Fotoaufnahmen, welche die performativen Abläufe der ersten drei Tage dokumentieren, sowie Aktionshemden, Relikte und Gerätschaften, die als Werkzeuge und Träger körperlicher wie ritueller Spuren fungierten. Malhemden und Reliktbilder aus den expressiven Malaktionen des zweiten Tages bilden einen besonderen Schwerpunkt der Präsentation.
„Nitsch konzipierte das 6-tage-spiel als groß angelegte Symphonie.“ — Rita Nitsch
Im Jahr 2022 eröffnete der erste Tag mit einem feierlichen Preludio das Gesamtkunstwerk. Der zweite Tag entfaltete sich in kraftvoll-roten Malaktionen im Schüttboden und farbenfrohen, dynamischen Aktionen im Hof des Schlosses. Am Pfingstsonntag 2023 erreichte das Geschehen einen ekstatischen Höhepunkt: der dritte Tag, ganz dem Gott Dionysos gewidmet – Sinnbild des Weines, der überschäumenden Freude, der Fruchtbarkeit und der rauschhaften Ekstase.
Mit Spannung richtet sich nun der Blick auf Pfingsten 2025, wenn die letzten drei Tage (Tag 4 bis 6) zur Aufführung gebracht werden und das Werk sich weiter verdichtet. Der vierte Tag markiert nach der dionysischen Ekstase einen Wendepunkt: Er ist dem Tod und der Transzendenz gewidmet, ein Abstieg in die Tiefen des Menschseins. Am fünften Tag tritt die Figur des Amfortas, des verwundeten Gralskönigs, ins Zentrum. Nitsch verweist hier auf das innere Opfer, auf die Erfahrung des Leidens und der Wunde, die zugleich Erkenntnis- und Erlösungsmoment sein kann. Dieser Tag verbindet sich mit Motiven der stillen Kontemplation und der spirituellen Reflexion, ohne sich einer konkreten religiösen Lehre zu unterwerfen. Der sechste Tag kulminiert schließlich in einem feierlichen Finale, in dem Schmerz und Schönheit, Leben und Tod, Sinnlichkeit und Geistigkeit in einem allumfassenden Erlösungsritual zusammengeführt werden.
„das fest fordert eine bewusstheit, die bis tief zur annahme unserer tragischen wirklichkeit führt. die welt als ganzes soll angenommen werden mit allen extremen, ihren glücksmöglichkeiten, grässlichkeiten und der grausamkeit des todes.“ — Hermann Nitsch