Einen Japan-Schwerpunkt hatten die Festwochen schon lange vor dem jüngsten Erdbeben und der Atomkatastrophe geplant und vorbereitet. Diese Ereignisse aber haben die in Japan lebenden und produzierenden Künstler selbstverständlich stark berührt und zunächst erst einmal in eine Beobachterposition, in die Rolle von selbst Betroffenen gebracht. Aus so kurzer zeitlicher Distanz das Gespräch, den Erfahrungsaustausch über das aktuell Erlebte und die möglichen Auswirkungen auf das eigene Schaffen zu suchen, wäre sicherlich vermessen und spekulativ. Andererseits wird sich das Künstlergespräch über „Zeitgenössisches Theater in Japan“, dessen Themenstellung wir also absichtlich bei der ursprünglich beabsichtigten und gewählten belassen haben, mehr oder weniger schon mit dem Land und seinen Künstlern in der Zeit nach Fukushima, nach dem Ende der technologischen Gewissheiten und ökologischen Beschwichtigungen beschäftigen müssen.
Wir sind deshalb den teilnehmenden Künstlern Akira Takayama, der sich in Wien heuer mit dem Installationsprojekt „Compartment City – Vienna“ am Karlsplatz vorstellt, und Daisuke Miura, dessen radikale Inszenierung „Castle of Dreams“ im brut im Künstlerhaus zu sehen sein wird, sehr dankbar für ihre Bereitschaft, trotz des „Ernstes der Lage“ mit der japanischen Festivaldirektorin Chiaki Soma (Festival/Tokyo) und dem deutschen Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann (u. a. „Das postdramatische Theater“, „Theater in Japan“) zu diskutieren.