GEGENMACHT WISSEN? Investigativer Aktivismus und öffentliche Intellektuelle heute
Neben Berlin, New York, Berkeley, Madison und Jerusalem kommt die internationale und transdisziplinäre Vortragsreihe nun auch nach Wien. 1997 in Berlin begründet, knüpft sie an das Erbe der deutsch-jüdischen Familie Mosse an, die durch ihr liberales Berliner und Wiener Pressehaus die Öffentlichkeit der Zwischenkriegszeit nachhaltig prägte und auch nach der Zeit im Exil an ihrem politischen Engagement festhielt. Mit halbjährlich wechselnden Schwerpunktthemen widmen sich die Vienna Mosse-Lectures aktuellen Fragen der Geschichte und Kultur, Politik und Wirtschaft oder Kunst und Literatur.
Thema im Herbst/Winter 2025/26: GEGENMACHT WISSEN? Investigativer Aktivismus und öffentliche Intellektuelle heute
Unsere Zeit erlebt einen tiefgreifenden Umbau bewährter Ordnungs- und Kontrollinstanzen: Während populistische und autokratische Regime das tradierte System der Gewaltenteilung im globalen Maßstab zu zerschlagen trachten, müssen die vormaligen Agenten informeller Kontrolle ihre Rolle neu bestimmen. ,Die Presse’ und die ,public intellectuals’ galten vormals als Vierte Gewalt, die dem Staat und der Gesellschaft als Mittel der Selbstbeobachtung und Selbstkorrektur dienen sollte.
Wie kann sich diese Gegenmacht angesichts der heutigen parapolitischen, finanzökonomischen und tech-industriellen Konglomerate und Konsortien noch bewähren? Gegen die Massenmedien im Parteien- und Lobbystaat und gegen den ökonomischen Druck der neuen Informationsmärkte tritt – wie die Mosse-Lectures zeigen wollen – eine neue Gestalt des Journalismus an, und mit ihr eine neue Persona des öffentlichen Intellektuellen. Was beide gegen den durchorganisierten und durchkapitalisierten Markt der Meinungen mobilisieren, ist eine spezielle Form des investigativen, forensischen und recherchierten Wissens.