Transmodular
Zeitgenössische Kunst AusstellungTransmodular – junge Kunst zwischen Medien, Performance und Mode in Bewegung.

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Transmodular – junge Kunst zwischen Medien, Performance und Mode in Bewegung.
Neuer Kunstverein Wien
in Kooperation mit der Transmedialen Kunst und Modeklasse der Universität für Angewandte Kunst
Modul I:
’AAA: Diploma Transmedia Art
Modul II:
Body-extensions:
Kooperation der Transmedialen Kunst unter Jakob Lena Knebl und der Modeklasse von Craig Green
Modul III:
Kuratiert von Thomas D. Trummer & Jakob Lena Knebl
Mit Performances von:
Ida Mariboe Nielse
Ida Mariboe Nielsen, Leon Simonis, Iris Writze & Valentina Ilazi
& DJ dj.bLu2222th
Die Ausstellung “TRANSMODULAR” versammelt in verschiedenen Modulen ausgewählte Werke von Studierenden, Diplomand*innen und Absolvent*innen der Klasse für Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, die derzeit von Jakob Lena Knebl geleitet wird, sowie Ergebnisse aus der Kooperation mit der Modeklasse unter Craig Green.
Der Begriff Transmedialität bezeichnet Phänomene, die sich über mehrere Ausdrucksformen hinweg entfalten – also medienübergreifend sind, ohne an eine bestimmte Ausdruckform oder ein Material gebunden zu sein. In der Kunst lässt sich Transmedialität auf verschiedenen Ebenen sichtbar machen. Gemeint ist dabei nicht nur das Zusammenspiel künstlerischer Gattungen wie Malerei, Fotografie, Film, Klang oder Performance, sondern auch das Ineinandergreifen von sinnlichen, konzeptuellen und kulturellen Dimensionen, die sich über unterschiedliche Kanäle hinweg artikulieren. Entscheidend ist dabei weniger das bloße Nebeneinander (wie bei der Multimedialität) oder das Verschmelzen (wie bei der Intermedialität), sondern eine Bewegung, die zwischen, über oder jenseits einzelner Medien operiert – oder diese überhaupt erst in Bewegung setzt.
Oft sind es Prozesse der Übersetzung, des Zitierens oder Kommentierens, die eine solche Bewegung in Gang setzen. Transmedialität bedeutet, einen Schritt über bestehende Konventionen hinaus zu wagen: Einerseits, um durch die Überschreitung eines Mediums eine Aussage zu schärfen oder zu verankern; andererseits, um eine produktive Instabilität freizusetzen, die neue Fragen, Perspektiven und ästhetische Möglichkeitsräume eröffnet. Jede Form transmedialer Arbeit trägt daher ein Moment der Erweiterung und Öffnung in sich – aber ebenso ein Moment der Kritik, der Irritation und der poetischen Verschiebung.
Die hier gezeigten Werke zeigen sich nicht als abgeschlossen in einem bestimmten Medium, sondern als Operationen und ästhetische Experimente, die zwischen Medien zirkulieren. In einer transmedialen Praxis werden Dinge, Umwelt, Körper, Sexualität – und auch das eigene Denken – zu Materialien, die medial durchwirkt sind. Der Körper etwa ist nicht nur bildlich darstellbar, sondern auch performativ, klanglich erfahrbar (durch Stimme, Atem, Laut), in Veränderung begriffen. Er ist technisch erweiterbar – etwa durch Prothesen, Interfaces oder kybernetische Komponenten – und unterliegt kulturellen und sprachlichen Codierungen, die sich verschieben und neu schreiben lassen.
Zweifellos wird Transmedialität durch technologische Entwicklungen beschleunigt. Insbesondere die Digitalisierung und Technologien der Simulation – wie etwa Künstliche Intelligenz – haben transmediale Prozesse intensiviert und tief in alltägliche Erfahrungsräume eingeschrieben. Doch der Impuls zur medialen Überschreitung ist keineswegs neu. Bereits die Metapher stellt eine solche Übertragung dar – eine semantische Bewegung von einem Bedeutungskontext in einen anderen. Das griechische metaphorá (μεταφορά) setzt sich zusammen aus metá- („jenseits“, „über“) und phérein („tragen“, „bringen“). Wörtlich bedeutet es: verlagern, übertragen – ein Tragen über eine Grenze hinweg, ein Wechsel der Ebene.
In späteren Deutungen wurde die Metapher als ein Gefäß beschrieben, das Bedeutung überlaufen lässt – eine Vorstellung, die sich auf die Transmedialität übertragen lässt. Auch diese lässt sich begreifen als eine Form der poetisch-künstlerischen Übertragung, in der Materialität in Sinn übergeht – und Sinn wiederum in neue Materialitäten zurückkehrt. So wird Transmedialität zur beweglichen Metapher, zur ästhetischen Geste des Grenzübertritts, in der Kunst nicht auf ein Medium festgelegt ist, sondern in ihren medialen Durchquerungen selbst zur Form findet.
Diese Perspektive bildet den konzeptuellen Grundzug der Ausstellung: Die gezeigten Werke begreifen Transmedialität nicht als Thema, sondern als Praxis. Sie setzen sich nicht auf ein Medium fest, sondern nutzen dessen Durchlässigkeit, seine Reibungen, seine Übergänge. Sie reflektieren nicht nur mediale Formen – sie machen sie sichtbar, hörbar, spürbar. Transmedialität wird hier nicht dargestellt, sondern vollzogen.
Text: Thomas D. Trummer