Systems of Subversion & Focus On: Elias Jocher
Zeitgenössische Kunst Ausstellung
Verbindung zu esel.at
Paulina Aumayr, Allen-Golder Carpenter, Thomas Supper: Systems of Subversion
Die Gruppenausstellung Systems of Subversion in der Galerie Kandlhofer in Wien versammelt drei künstlerische Positionen, die Freiheit nicht darstellen, sondern als Haltung und kollektive Erfahrung praktizieren. Paulina Aumayr, Allen-Golder Carpenter und Thomas Supper arbeiten an den Grenzen ihrer jeweiligen Medien und hinterfragen gesellschaftliche, kulturelle und materielle Systeme. Sie lösen bestehende Grenzen auf und verändern Strukturen von innen heraus, statt sie nur zu kritisieren.
Paulina Aumayr erforscht in ihrer Malerei Körper, Gewalt und weibliche Erschöpfung. Ihre Arbeiten machen strukturelle Machtverhältnisse sinnlich erfahrbar und verwandeln feministischen Widerstand in Farbe und Geste. Allen-Golder Carpenter verbindet in seinen Installationen Jazz, Hip-Hop und visuelle Medien zu einer politischen Sprache von Freiheit, kultureller Identität und Protest. Thomas Supper schließlich untersucht Prozesse des Vergehens und der Transformation. Seine Werke unterwandern ästhetische und materielle Systeme und zeigen, wie Form und Materie sich auflösen und dennoch fortbestehen können.
Die Ausstellung Systems of Subversion zeigt, wie Kunst Strukturen verschieben kann – wie Freiheit als Prozess, Grenzüberschreitung als Methode und Subversion als geteilte Praxis verstanden werden kann. Es entsteht ein Raum der Übergänge, in dem Klang, Material und Körper sich überlagern zu einer Polyphonie aus Widerstand, Bewegung und Veränderung.
Text von Luisa Seipp
Focus On
Elias Jocher
silvery gazes
Durch skulpturale Installationen und Objektserien entwickelt Elias Jocher (*2001, Italien) eine formale Sprache, in der Ornament, Körper und Landschaft zu surrealen Kompositionen verschmelzen. Eine Ausbildung im Hochdruckverfahren sowie sein Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Brigitte Kowanz und Jakob Lena Knebl prägten sein Interesse sowohl an technologischen als auch an handwerklichen Produktionsmethoden. Auf dieser Grundlage arbeitet Elias Jocher mit einer breiten Palette an Techniken in einem hybriden Prozess, der das Digitale mit dem Analogen verbindet. Diese Methodik erstreckt sich auch auf die konzeptionelle Ebene seiner Arbeiten und wird zu einer Metapher für Mehrdeutigkeit und Komplexität.
Ausgangspunkt seiner Arbeit ist das Groteske als ornamentale Form der Antike. Es repräsentiert ein historisch gewachsenes Formprinzip und kann zugleich als konzeptionelles Modell für Ambivalenz gelesen werden. Es wirkt, indem es vermeintliche Gegensätze miteinander verknüpft. Ursprünglich in römischen Wandmalereien zu finden, entwickelte sich das Konzept der „grotta“ (Höhle) in vielerlei Hinsicht weiter und führte zu Vorstellungen vom Widersprüchlichen, Surrealen, Monströsen und Unheimlichen. Als Denkfigur steht das Groteske für einen Zwischenraum.
Diese Spannung spiegelt sich auch in den Materialien selbst wider: Beton, aus Mineralien hergestellt und durch technologische Prozesse geformt, trifft auf Zinn, das aus historischen Objekten recycelt und kulturell aufgeladen ist. Die Produktion beginnt mit analogen Skizzen, die anschließend in ein digitales Archiv von Skulpturen überführt werden. Aus diesem Archiv heraus werden Formen kontinuierlich neu betrachtet, umkonfiguriert und in physisches Material zurückgeführt, wodurch jedes Werk durch das Zusammenspiel von Handwerk und digitaler Modellierung weiterentwickelt wird. Die resultierenden Objekte nehmen Raum als Teil einer offenen, fragmentarischen Erzählung ein und schaffen eine Landschaft, die zugleich präzise und rätselhaft, vertraut und verstörend wirkt.
silvery gazes baut auf diesen künstlerischen Untersuchungen auf und vertieft das Spiel zwischen Vertrautem und Unheimlichem, in dem das Schöne mit dem Grotesken verschmilzt. Diese Ambivalenz entfaltet sich zu einer poetischen, narrativen Sprache, die eine Auflösung verweigert und im Schwebezustand verbleibt.