Studio Offbeats 25.0: Olivia Kaiser
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Olivia Kaiser - All Landscapes Have Become Phantoms
Olivia Kaiser’s Bilder können als urban pastorals (William Empson) verstanden werden. Anders als in der New York School der 1950er-Jahre, auf die sich der Pastoral-Begriff beziehen lässt, ist es bei Kaiser nicht die Hereinnahme und Übersetzung der ländlichen Szene in die Poesie der Stadt, sondern das städtische Prinzip selbst, das zur Landschaftswerdung drängt.
Forests cities oceans deserts rocky flats and mountains, heißt es in der Plutonian Ode von Allen Ginsberg. Die Überlagerung von Wald und Wüste schafft Ginsberg durch das Weglassen der Beistriche. Ebenso ist es in Kaisers Bildern: Flächen wirken stets gleichzeitig – sie sind in- und miteinander, sie scheinen durch, machen sich präsent, sind jedoch auch im Rückzug, im Begriff zu verschwinden, und leuchten gerade darin erneut auf. Die ruhig daliegende Landschaft ist bloß eine ferne Erinnerung. Sie verliert ihr In-sich-Ruhen augenblicklich, sobald man sich ihr nähert. Als vergessenes Prinzip der Organisation von Leben „dort draußen“, jenseits der Stadt, ist sie allerdings auch Heimsuchung: ein Phantom, das sich nicht nur nie zu materialisieren vermag, sondern auch nie ganz zu vertreiben ist.