Space Of The Gaze
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Ausstellung mit Landpartie
Eröffnung
Donnerstag, 15.01.2026, 19:00 Uhr
Zur Ausstellung spricht Francesca-Romana Audretsch
Ausstellung
16.01. - 06.02.2026
Dienstag - Freitag 15:00 - 20:00 Uhr
Künstlerinnenführung und Treffen zur Landpartie
Samstag, 24.01.2026, 14:00 Uhr
SPACE OF THE GAZE
Multimedia | Video | Foto | VR
8 Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Bewegtbild und Still
Als ich meine Mutter fragte, wie ich denn als Kind war, kam die Antwort schnell. Ich war ganz einfach zu beschäftigen, man brauchte mich nur irgendwo hinsetzen und ich war für längere Zeit mit genauem Beobachten beschäftigt. Eine Wahrnehmung der Welt, die sich seitdem durch mein Leben und durch mein Kunstschaffen zieht und bis heute anhält.
Manfred Neuwirth
„Den Volksglauben selbst in ein System bringen zu wollen“, schreibt Heinrich Heine in seinen Elementargeistern, sei ebenso untunlich, „als wollte man vorüberziehende Wolken in Rahmen fassen“. Höchstens lasse sich das Ähnliche zusammentragen. Dieser Gedanke bildet einen resonanten Hintergrund für Space of the Gaze – eine Ausstellung, die sich weniger als geschlossenes Narrativ versteht denn als lose Anordnung von Blicken, Spuren und Bildräumen.
Der „Raum der Blicke“ ist hier kein neutraler Container. Er formiert sich dynamisch in den acht Arbeiten, die unterschiedliche Haltungen des Sehens erproben: Verweilen statt Erfassen, Beobachten statt Behaupten, Ordnen ohne Besitznahme. Manfred Neuwirth arbeitet systematisch, ohne ein System zu setzen. Was sich zeigt, ist keine Hierarchie, sondern eine Konstellation – eine Zusammenkunft von Ähnlichkeiten, Wiederholungen und Verschiebungen.
Das Selbst tritt in diesen Arbeiten nicht als expressive Figur auf, sondern als mediale Spur. Analytische, teils technisierte Verfahren treffen auf eine kontemplative, persönliche Gaze. Autorschaft bleibt ahnbar, aber zurückgenommen. In unserer medial verdichteten Gegenwart, in der Bilder permanent zirkulieren und sich selbst überschreiben, wirkt diese Haltung beinahe eigensinnig ruhig.
Charakteristisch ist die Abwesenheit des Sensationellen. Neuwirths Arbeiten versprechen kein Wunder. Die Erfahrung bleibt an die Aufmerksamkeit der Betrachtenden gebunden. Ob der Blick in Krido Sky lange beim Himmel verweilt oder Vom Vater bleibt nur mehr der Rest im Bild Erinnerung als mediale Anordnung lesbar macht – stets geht es um Bildräume, die nicht repräsentieren, sondern evozieren.
Wolken sind keine abbildbaren Objekte, sondern Prozesse; sichtbar werden ihre Spuren. Sie lassen sich nicht festhalten, nicht einrahmen, nicht systematisieren. Space of the Gaze lädt dazu ein, sich auf diese Offenheit einzulassen: auf ein Sehen, das nicht besitzen will, sondern sich einlässt. Ein Ausharren gegenüber dem Wundersamen, im Wissen, dass es sich nicht erzwingen lässt. Vielleicht liegt genau darin der leise Humor dieser Ausstellung.
Francesca-Romana Audretsch
Landpartie zu
DIAS UND DICHTUNG
Anna Neuwirth
Samstag, 24.01.2026, ab 16:00 Uhr
Studio Kritzendorf, Bahngasse 13-15, 3420 Unterkritzendorf (NÖ)
In der guten alten (fast ausgestorbenen) Tradition eines Diavortrages mischen sich Bilder aus dem Familienfotobestand, Beschreibungen aus dem Archivkatalog und neu geschaffene literarische Texte.
Anna Neuwirth schreibt queer-feministische Literatur, meistens als JULIANNA mit Julia Knaß, für Die Gelbe Tapete und mit Martin Troger als neutro und tritt mit performativen Lesungen auf.
Veröffentlichungen u.a. IST DAS 1 LITERATUR mit Julia Knaß, SUKULTUR-Verlag | Shakespeare nach Keanu Reeves: Das Schreiben ist kollaborativ in Kulturelemente #161 / Zeitschrift für Kultur und aktuelle Fragen | Rote Flecken denken Bella Triste #69 | MYKORRHIZA! Pilze, Wurzeln, Kollektive und die Labyrinthe des Schreibens in [kon] Paper No. 11 HYBRID
Wer vorher die Ausstellung in der Medienwerkstatt Wien besuchen möchte, Treffpunkt: Samstag, dem 24.Jänner 2026 um 14:00 Uhr mit Künstlerführung und gemeinsamer Fahrt nach Kritzendorf.