Sootbörn

Zeitgenössische Kunst Ausstellung
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2 Termine im Archiv
bis Sonntag 7. Dezember
Do 27. Nov. -
So , 7. Dez.
Ausstellung
Sootbörn
Mittwoch 26. November

Ines Brinkschmidt _ Simon Hehemann _ Peter Nikolaus Heikenwälder _ Maria Charlotte Hobbing _ Kathrin Horsch
Volker Lang _ Gesa Lange _ Mariella Mosler _ Birgit Nordmann _ Alexander Pröpster _ Sylvie Ringer _ Katja Windau

«Der Sootbörn, holsteinisch, was etwa „Feuchtgebiet, Quelle oder Tränke“ bedeutet, säumt den nördlichen Teil des Hamburger Airports.» (1) Mit diesem eigentümlichen Wort, mit dem in Österreich wohl kaum jemand etwas anfangen kann, ist die Ausstellung betitelt. Holstein und Hamburg, das liegt fern von Wien. Was entspringt nun dieser fernen Quelle?

Die ausstellenden Künstler:innen vereint zunächst nur eins: Sie arbeiten in den Ateliers des Künstlerhauses Sootbörn in Hamburg. Wie diese unterschiedlichen künstlerischen Ansätze, die nur durch eine äußere Klammer zusammen gehalten werden, in einer Ausstellung einen? Von der Klammer kommt man vielleicht zu einem weiteren schönen Wort: klamm. DIE Klamm ist in Österreich anzutreffen, in Norddeutschland eher nicht. Klamm sind aber die Finger bei feuchtkaltem Novemberwetter, wir sind klamm bei Kasse und da kann einem klamm ums Herz werden. Klammheimlich lässt sich aber auch ein Konzept ersinnen oder erspinnen, was die Not zur Tugend macht: Man spinnt ein Netz im Ausstellungsraum, ein Raster, das vielleicht ein bißchen an die Fassadengestaltung des Hamburger Atelierhaus am Sootbörn (so der Name der Straße) erinnert, das 1929 von den Architekten Langeloh im Bauhausstil als Schule errichtet wurde. Das Netz ist zwar zweidimensional, aber es greift nach Raum: ein Liniengitter spannt sich über Wände und Boden, verliert sich wieder, taucht erneut auf. Die künstlerischen Arbeiten klemmen (mehr oder weniger) in den Flächen zwischen den Linien. Die Kunst ist eingehegt; es sind kleine, überschaubare Formate, die mit uns kommunizieren. Es wird nicht geklotzt, es wird nicht provoziert, und Angst erregend ist hier nichts. Oder? Sollte uns eine auf diese Weise gezähmte Kunst nicht auch mißtrauisch machen?

Man könnte es aber auch anders sehen: das Raster erinnert an einen virtuellen Raum. Wir kennen das Holodeck aus Star Trek, in dem die Raumfahrer:innen in eine Parallelwelt abtauchen, in der jede Handlung und jeder Charakter mittels Hologramm simuliert werden kann. Durch 3D-Software, immersiver Medien und KI ist diese Fantasie quasi eingeholt. Noch nie war unsere Realität, unsere Wahrheit, so gefährdet wie jetzt. Cyber-Angriffe, alternative Fakten, Deepfakes bedrohen unsere Alltagseffzienz und die Fähigkeit, unsere Umgebung richtig einzuschätzen. KI-Programme, die unsere Arbeitswelt revolutionieren sollen, führen durch ihre hohe Fehlerquote stattdessen zu erhöhtem Aufwand, wie mehrere Studien unlängst belegten. Im virtuellen Raum herrscht Desorientierung: wo ist oben und unten, wo rechts und wo links?

Die Arbeiten der Ausstellung sind jedoch echt. Es wird gemalt, gezeichnet, geklebt und geschnitten, performt und gefilmt, genäht oder geknüllt. Und womit beschäftigen sich die Künstler:innen des Sootbörn? Man erkennt eine Sehnsucht nach Natur. Man sieht Ordnungsstrukturen und deren Auflösung. Auch menschliche Grundbedürfnisse nach Schutz und das Streben nach Bewegung, Veränderung (durch Reflexion) werden deutlich. Es sind Modelle, Utopien und Dekonstruktionen. Reaktionen auf eine herausfordernde Gegenwart.

Der white cube, die weisse Zelle, ist ein konstruierter Raum, der Möglichkeiten eröffnen kann, aber auch Grenzen zementiert. Die Ausstellungsstücke, die in einem Rollkoffer aus Hamburg kommen, bieten kleine Fluchten, kleine Einblicke. Aus Zeitgründen kommen sie - mit dem Flieger.

(Katja Windau)

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