Operation Collage
Zeitgenössische Kunst Ausstellung
Verbindung zu esel.at
Kuratiert von Pérez Gil und Henriette Leinfellner
Wenn wir Collage als eine bloße Technik bezeichnen, verfehlen wir das Ziel. Collage als künstlerische Ausdrucksform setzt ein Nebeneinander von Signifikanten voraus, die eine semiotische Kollision erzeugen. Diese Tatsache geschieht schon vor dem Vorgang des Anklebens. Es handelt sich also in erster Linie um eine mentale Operation, einen Eingriff in die Sprache und in der Sprache, sei es die visuelle oder die linguistische Sprache. Die mentalen Prozesse haben bereits zusammengeklebt, was die Hand schließlich kleben wird. Die OPERATION COLLAGE beginnt also, wie alle Abenteuer, im Kopf; und die Welt wird auf den Kopf gestellt, mitunter satirisch, poetisch, politisch, formal, doch jedenfalls subversiv.
In “Gedanken einer Amazone”, die Serie von Wilfried Gerstel, wird „Wonder Woman“ mit Bildzitaten diverser historischer Gemälde gegenübergestellt. Die Begegnung dieser beiden Bildwelten eröffnet neue Interpretationsmöglichkeiten sowohl der zitierten Werke als auch der Rolle der Comic-Heldin als Frau in der Gesellschaft.
Die “Stadt als Collage” ist das Leitmotiv der Arbeiten, die die Autorin Brigitta Höpler präsentiert. Ausgeschnittene Bilder, eigene Aufnahmen und Zeitungsschlagzeilen oder Textfragmente werden in einem Spiegelspiel kombiniert – das Visuelle der Sprache und die Sprache des Visuellen. Es geht, in ihren eigenen Worten, um eine “Poetologie” der Alltagsbeobachtung.
Henriette Leinfellners Werk “Palimpseste”, bei dem das Licht die verschiedenen Schichten der Collage transparent macht, lässt sich als stratigrafische Topografie beschreiben; der Titel wird hier zum Programm.
Die Serie kleinformatiger Collagen und die “Serie E” – Collage und Druckgrafik – von Henriette Leinfellner und Pérez Gil, die als “Divertimento” begonnen wurde, kristallisierten sich im Laufe der Zeit zu gemeinsamen Projekten heraus, die zwei Hauptprämissen folgten: Austausch und Experiment; und eine einzige Regel: keine Regeln.
“Alla maniera” eines anatomischen Theaters seziert Pérez Gil in der Serie “Summa” – einem transversalen und anachronistischen Kompendium – verschiedene Charaktere, Themen und Profile, die für Kunst, Kultur oder den wissenschaftlich-technologischen Apparat repräsentativ sind.
“Yuri Gagarin” verfolgt auf poetische Weise das Lebensspuren des Kosmonauten Gagarin und seiner merkwürdigen Reisegefährten: des Konstrukteurs Rodtschenko, der Muse Brik und des Futuristen Majakowski.
Herbert Starek lädt uns auf eine faszinierende Reise in die Gedankenwelt von Amadeus Cavori ein. Der in Lugano ansässige Universalgelehrte, und unermüdliche Jäger literarischer Zitate Cavori hat die ganze Welt bereist, ohne seine Heimat zu verlassen; und wie ein zeitgenössischer Marco Polo hat er Dinge erlebt und gesehen, die wir kaum glauben würden.
In seinen Assemblagen – Miniaturinstallationen und Stillleben – konfrontiert uns Robert Svoboda mit todernsten Themen durch humorvolle Einblicke. Probleme, Katastrophen, soziale, kulturelle oder politische Fragen, aktuelle oder vergangene, alles wird in einer Zigarrenkiste oder auf einem kleinen Altar inszeniert.
Künstler*innen
Wilfried Gerstel, Pérez Gil, Brigitta Höpler, Henriette Leinfellner, Herbert Starek, Robert Svoboda