La Toile de la Tarentule

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Während sie tanzt, verwandelt sie sich in die Spinne, die sie gebissen hat (Ernesto de Martino).
Wie von der Tarantel gestochen.
Das Phänomen des TARANTISMUS wird als eine jährlich wiederkehrende Tanzmanie beschrieben, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert in den heißen Sommern die Straßen der süditalienischen Region Ampulien überschwemmte. Menschen - Berichten zufolge häufiger Frauen als Männer -, die angeblich von einer Spinne gestochen wurden: die Tarantisten, rannten aus ihren Häusern auf die Straßen und drängten sich auf den Marktplätzen in einem gesteigerten Zustand der Erregung und Unruhe, um tagelang nonstop zu tanzen, oft bis zur völligen Erschöpfung und zum Zusammenbruch. Begleitet wurden sie von von der Gemeinde angeheuerten Musikern, die auf Pfeifen, Harfen und kleinen Trommeln die traditionellen Melodien der Region spielten: Die Tarantella.
Der Tarantismus gilt historisch gesehen als Heilmittel gegen eine angebliche Spinnenvergiftung, als Massentanzwahn, als Reinigungsritual und als emotionale Katharsis. Er wird auch als physio-psychologischer Zustand, als Täuschungsmanöver, als Metamorphose und als Spinnentanz betrachtet.
Wir beanspruchen unseren eigenen Tanz durch ein „öffentliches Phänomen (tanzwut)“.
La toile de la Tarentulela ist ein Tanz, der sich aus einer imaginären somatischen Praxis entwickelt, eine Spinne zu werden, eine achtbeinige Kreatur, die evolutionäre Analogien aufspürt, sich auf ihre Insektenhaftigkeit bezieht und als Projektionsfläche für die eigenen unheimlichen Ängste und Sehnsüchte dient.
Sowie die Idee der Bewegung als Mittel zum / Umgang mit / Umverteilung / Verdunstung von Gift in einem konkreten oder metaphorischen Sinn.
Wir sehen das DUET als Spielwiese zum Experimentieren mit ETHIK auf der Grundlage von RELATIONALITÄT.
Beginnend mit einem privaten Zusammentreffen - transparent werden (während
ein gewisses Maß an Geheimhaltung beibehält) - den Prozess teilen - über politische Implikationen mit den beobachtenden / teilnehmenden Anderen reflektieren.
Ein PAS DE DEUX mit einer Wendung.
Jasmin: Diese Frau Sie würde überall Spinnen sehen. (Schützt ihr Gesicht vor Schmerzen.)
Andrea: Sie würde Spinnen auf dem Teller sehen.
Jasmin: Sie würde diese riesige Tarantel immer vor sich sehen. (Zeichnet den Umriss einer Spinne quer über ihren Körper.)
Stellt euch vor, ihr würdet mit einer riesigen Tarantel herumlaufen, die alle eure Körperoberflächen bedeckt. Sie sitzt auf deiner Schulter. Sie krabbelt in deine Ohren.
Besetzung
Tanz, Choreographie, Performance: Jasmin Hoffer
Tanz, Choreographie, Performance: Andrea Gunlaugsdottir