Film ab!

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Anlässlich der Finissage der Ausstellung Philipp Fleischmann – 13 Film Works Philipp Fleischmann laden wir Sie herzlich ein, das Werk des Künstlers im Kontext von Filmschaffenden unterschiedlicher Generationen zu sehen.
Kurt Kren
31/75 Asyl, 1975, 8 min
Der Filmemacher richter 21 Tage lang den Blick auf eine Landschaft im Saarland – eine Wiese, ein See, Hügel, Bäume. Durch eine Maske mit täglich wechselnden Ausschnitten entsteht nach und nach ein vollständiges Panorama. Wetter, Licht und Jahreszeit verändern die Bildausschnitte subtil und lassen es in surreale, beinahe traumhafte Zustände kippen. Der Film erkundet auf experimentelle Weise das Verhältnis von Zeit, Natur und Wahrnehmung und schafft eine stille, fast meditative Form der Entfremdung und der Zuflucht. Ein leises Meisterwerk der filmischen Reduktion.
Kurt Kren
28/73 Zeitaufnahme(n), 1973, 2 min 56 sek
Kren untersucht das Einzelbild als kleinste Bewegungseinheit des Films. In der rasant montierten Porträtstudie von Hans-Peter Kochenrath entsteht ein vibrierendes Bild jenseits zeitlicher Logik – ein bewegtes Porträt, das sich dem Moment entzieht, obwohl es ganz aus Momentaufnahmen besteht.
Kurt Kren
15/67 TV, 1967, 4 min 8 sek
Aus fünf einfachen Aufnahmen durch ein Caféfenster in Venedig aufs Meer entwickelt Kurt Kren ein visuelles Spiel aus Wiederholung und Variation. Die vervielfältigten Einstellungen folgen einer fast spielerischen Struktur – einem Auszählreim gleich – und machen Zufallsbeobachtungen zu einer komponierten Chronologie des Blicks. TV ist weniger Kino im klassischen Sinn, als ein konzeptuelles Fern-Sehen: eine Reflexion über Wahrnehmung, Rhythmus und das Potenzial des Einzelbilds.
Sigi Fruhauf
Exposed, 2001, 9 min
Fruhauf dekonstruiert eine kurze Spielfilmszene und verwandelt sie in eine visuelle Studie über Wahrnehmung und Projektion. Durch ein bewegliches Raster, das nur Ausschnitte der Bilder freigibt, wird das Gesehene fragmentarisch und der Akt des Sehens und Beobachtens selbst zum zentralen Thema. Begleitet von einem rhythmischen Schnitt und einer atmosphärischen Tonspur aus Rauschen, Flüstern und Tropfen entsteht ein hypnotisches Spiel mit Licht, Bewegung und der voyeuristischen Kraft des Kinos.
Peter Tscherkassky
Motion Picture (La sortie des Ouvrier de l´Usine Lumiére á Lyon), 1984, 3min
Eine mikroskopische Annäherung an den kinematographischen Prozess – eine analytische Zerlegung bis zur elementarsten Einheit des bewegten Bildes: dem Einzelkader, ab ovo. Tscherkassky wählt für seine Untersuchung der fundamentalen, und bemerkenswerterweise binären, Natur des Kinos ausgerechnet den berühmten “ersten” Film der Brüder Lumière: “La Sortie des Ouvriers de l’Usine Lumière à Lyon”.
“Motion Picture” ist nichts anderes als die radikale Neumontage dieses Films – zerlegt in Tausende von Einzelkadern und projiziert auf unbelichtetes Filmmaterial. Das Ergebnis: flackernde Schwarzweißbilder, in denen sich helle und dunkle Flächen rhythmisch ablösen.
Stefanie Weberhofer
filmkoop wien trailer, 2015, 30 sek
Die experimentelle Filmemacherin aus Wien hat sich auf analoge Filmformate wie Super 8 und 16mm spezialisiert. Als Mitglied der filmkoop wien fördert sie den analogen Film durch Workshops und Projekte.
Ihr 2015 entstandener Trailer nutzt die Double-8-Technik, bei der zwei Super 8-Filme nebeneinander belichtet werden, projiziert diesen aber wie das Ausgangsmaterial als 16mm, sodass eine Komposition aus vier Einzelbildern entsteht.
Viktoria Schmid
NYC RGB, 2023, 7 min
Viktoria Schmid wirft in dieser Arbeit einen einzigartigen Blick auf New York – nicht auf die Stadt selbst, sondern auf ihre Bildhaftigkeit. Jede Einstellung, die von einem Hochhaus in Manhattan aus aufgenommen wurde, geht aus einer aufeinanderfolgenden Belichtung des Filmstreifens mit den Farbfiltern Rot, Grün und Blau hervor, wodurch Bewegung, Licht und Leben aus der starren Architektur farblich hervorbrechen. Begleitet von einem atmosphärischen Soundtrack entsteht ein hypnotisches Seherlebnis, das die urbane Struktur dekonstruiert und gleichzeitig als Bühne des Lebendigen erfahrbar macht – eine poetische Reise durch Raum, Zeit und Farbe.
Unser herzlicher Dank gilt Johann Lurf für die Zusammenstellung dieses Filmprogramms.
Johann Lurf (geb. 1982) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Walter Obholzer, Dorit Margreiter und Harun Farocki. Er ist als Künstler und experimenteller Filmemacher bekannt, dessen Arbeiten sich gängigen Kategorisierungen und stilistischen Einordnungen entziehen. Lurfs Werke erforschen verschiedene Formen des menschlichen und maschinell unterstützten Sehens und Wahrnehmens. Seine formal ausgerichteten filmischen Experimente sind stets von einer starken narrativen Ebene begleitet, die auf subtile Weise gesellschaftliche Strukturen, Codes, Normen, Wahrnehmung sowie die Geschichte und Entwicklung des Kinos thematisieren. Seine Kurzfilme sowie sein Langfilm wurden entweder analog oder digital realisiert. Sie greifen teils auf Archivmaterial zurück und wurden auf zahlreichen Festivals sowie in kulturellen Institutionen gezeigt.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Philipp Fleischmann. 13 Film Works