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CutUp

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Von Samstag
15. Oktober
2011
bis Samstag
19. November
2011
10:00
Öffentlichkeit Ausstellung

Im Projekt CutUp werden Fotocollagen in der dadaistischen, surrealen, poetischen, politischen Tradition der 1920er Jahre präsentiert, angeknüpft ua. bei John Heartfield, George Grosz, Hanna Höch, Max Ernst, Jiri Kolár. Aber auch bei der Ikonologie von Aby Warburg und den Cutups von William Burrougs.

In der Ausstellung dabei sind:

Lucas Ditl, Romana Dorant, Rudi Hübl, Kris Kind, Nikolas Tantsoukes, Christoph Überhuber.

Die meisten der gezeigten Arbeiten sind in analoger Kleinarbeit entstanden, wie die Bilder des Berliner Künstlers Nikolas Tantsoukes.

PaperCollagen nennt Tantsoukes seine Arbeiten, die er erstmals im fotowerk-wien zeigt - und damit einem breiten Wiener Publikum zugänglich macht. Tantsoukes - bereits auf vielen Ausstellungen und Messen, wie der Art Cologne, präsent - hat in Wien bisher erst einmal ausgestellt, 2008 in Mortons Art Palace, unweit des heutigen fotowerk-wien. Der Künstler schafft aus vorhandenem Bildmaterial von Zeitungen und Illustrierten, aus diesen Fragmenten vorgefertigter und vorgefundener Realität - in oft monatelanger Schneide-, Lege- und Kleinarbeit - eine ganz neue, dem Kunstwerk eigene Wirklichkeit.

Die Bilder sind ironisch und bissig, oft mit hintergründigem, schwarzem Humor. Collagen, in denen sich Geschichten und Tragödien abspielen, verstörend, verfremdet. Eine Konstruktion imaginärer Welten als Abbild des Individuums der heutigen westlichen urbanen Welt.

Unter anderem wird Tantsoukes Bilder aus seiner Serie “Ab in die Berge” zeigen, ein gewollter Österreichbezug. Eine Wunderwelt der Berge, aus der mächtige Traum- und Märchenbilder erstehen. Aber auch einige, neu für diese Ausstellung gemachten Arbeiten. Der amerikanische Fotograf Arthur Tress sieht in Nikolas Tantsoukes: „The new Hannah Höch“. Eines seiner Werke wurde von der französischen Nationalversammlung des Louvre in deren Sammlung aufgenommen.

Ebenfalls neu im fotowerk-wien mit dabei sind der urbane Konzeptkünstler Kris Kind und der Wiener Plakatkünstler Rudi Hübl.

Für Kris Kind ist der Bruch mit Konventionen ein zentrales Thema seiner Arbeiten. Er wurde unter anderem von der globalisierungskritischen NGO ATTAC ausgestellt. Der Künstler baut Installationen und Objektcollagen und transportiert digitale Kunststoffe auf die Leinwand und diverse andere Trägersubstanzen. Mit “Fake it” wird er digitale Collagen von Manipulation, Täuschung, Lug und Betrug zeigen aus Politik, Medien, Wirtschaft, Werbung zusammengeprallt mit den Werten der Demokratie und des Individuums - das als Shopping-Center inszenierte Konzentrationslager Ausschwitz wird eines der bei der CutUp gezeigten Werke sein.

Rudi Hübl macht urbane Volkskunst aus Plakaten, Werbefoldern und Zeitungen: dabei entstehen Pappmaché-Würste als skulpturale Collagen, die der echten Salami täuschend ähnlich sehen - und etwa im Mozartjahr eben Mozart zeigten. Ausserdem werden - zweidimensional - mit Pappmaché-Wurstkränzen geschmückte nackte Frauenbusen zu sehen sein. Als Plakatierer, Volkskundler und Volxskünstler bedauert Hübl die verschwindende Wildplakatierästhetik in der Stadt und versucht diese Eindrücke künstlerisch umgesetzt zu bewahren.

Lucas Ditl, Absolvent der Akademie der Bildenden ua. bei Elke Krystufek, hat schon öfter im fotowerk ausgestellt. Diesmal zeigt er wiederum völlig neue Arbeiten seiner Tonercollagen. Durch das Überlagern mehrerer semitransparenter Schichten entstehen homogene Oberflächen. Es verschränkt sich diese Arbeitsweise inhaltlich wie formal in der Kultivierung eines ephemeren Ausdrucks, irgendwo zwischen naiver Poetik und elegantem Grauen.

Christoph Überhuber war ebenfalls schon zweimal mit Arbeiten im fotowerk-wien ausgestellt. Der Künstler des Mixed-Media bringt auch diesmal wieder völlig neue, noch nicht gezeigte Arbeiten: Mit “ZEIT/BRÜCHE” zeigt Überhuber die Zeit, in der wir leben, als Zeit des Umbruchs. Die Brüchigkeit der Gegenwart und die Ungewissheit der Zukunft erschließen sich oft beim Hören großer Musik. Die ausgestellten Bilder machen österreichische Komponisten zu Sinnbildern des Lebens, der Verletzlichkeit und des Grenzganges.

Romana Dorant, fotowerk-wien-Gründerin, Künstlerin und Soziologin, bringt mit ihrer Arbeit “Cut the Real” einen ungewohnten Blick auf die Bruchlinie von Zeitungsseiten. Nicht selten endet in der Mitte einer Zeitungseite ein Bild, das sich auf der im Bogen durchlaufenden Druckseite mit seinem meist konträren Gegenüber zu einem völlig neuen durchlaufenden Einzelbild verbindet. Es entsteht dadurch eine andere Ikonographie von Zeitungsbildern, eine “zweite Realität”, die - oft böse und ironisch - mehr Wirklichkeit beinhaltet, als die ursprünglichen Bilder nach paginierten Seiten.

Das fotowerk-wien will mit dieser Ausstellung ein breiteres, nicht gängiges Galerienpublikum, mit der Kunstform Fotocollage vertraut machen. Schon ihre Entstehungsgeschichte ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeigt, dass sie spezifische Möglichkeiten des Ausdrucks eigener Interessen, Wünsche und Ansagen mit Realbezug ermöglicht um damit neue Bilder der Wirklichkeit entstehen zu lassen. In erweitertem Sinne wird dieses Prinzip künstlerischen Gestaltens auf das 21. Jahrhundert und heutige gesellschaftliche Bezüge übertragen.
Die Künstlerinitative fotowerk-wien hat das Ziel, den Kontakt zwischen Kunstinteressierten und KünstlerInnen im Feld zwischen “Off spaces” und arrivierten Galerien herzustellen. Gefördert und beworben werden sollen in erster Linie Foto-KünstlerInnen, die gerade ihre ersten Schritte auf dem Kunstmarkt machen, und gleichzeitig sollen sie mit bereits bekannten Künstlern ausgestellt werden. Und es geht um die Präsentation von Kunst mit gesellschaftlichen Bezügen, der Interessierten einen neuen Blick auf die Welt ermöglicht; was gerade durch die Kunstform der Collage möglich wird.

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