Delo
Zeitgenössische Kunst Ausstellung
Verbindung zu esel.at
Kuratiert von Ana Stojković
Die Ausstellung entsteht aus einem turbulenten politischen Moment in Serbien in den Jahren 2024–2025, geprägt von Protesten, Polizeigewalt und medialer Manipulation. Die versammelten Arbeiten untersuchen, wie Gewalt zu Inhalt wird – wie Wunden, Bildfragmente und feindselige Narrative als konsumierbare Bilder zirkulieren. Durch die Neubearbeitung dieses Materials legen die Künstler*innen die Mechanismen der Ausbeutung offen und verwandeln sie zugleich in Akte des Widerstands. Die Ausstellung markiert eine paradigmatische Verschiebung von umetnički rad hin zu umetničko delo. Während sich beide Begriffe mit „Kunstwerk“ übersetzen lassen, verweist delo auf eine Tat – eine Handlung mit Konsequenzen, in der Kunst nicht nur entsteht, sondern getan, gelebt und verkörpert wird.
Im Nachhall der politischen Situation in Serbien – und darüber hinaus – vollzieht sich eine Transformation: Die Arbeiten verwandeln Spuren von Gewalt, vermittelte Narrative und Bildmaterial von den Frontlinien in irritierende visuelle Zeugnisse. Blaue Flecken werden zu Postkarten, Drohnengeräusche zu monumentaler Abstraktion, und mediale Angriffe der Boulevardpresse werden zum symbolischen Kruzifix neu zusammengesetzt. Gemeinsam mit der spontanen, zweitägigen Umgestaltung der Galerie des Student Cultural Center in Belgrad machen diese Werke sichtbar, wie Körper, Bilder und Dissens ausgebeutet werden – und bestehen dennoch darauf, dass kollektive Präsenz und künstlerisches Handeln nicht ausgelöscht werden können.
Mitwirkende Künstler*innen
Ana Stojković (geb. 1993, Serbien)
Bildende Künstlerin, derzeit Doktorandin an der Fakultät der Bildenden Künste in Belgrad, wo sie auch ihr Bachelor- und Masterstudium absolvierte und als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Ihre Praxis setzt sich kritisch mit gesellschaftlichen Strukturen und Widersprüchen auseinander, mit einem besonderen Fokus auf institutionelle Kritik. Humor und spekulatives Denken dienen ihr als Mittel, die Absurditäten sozialer und kultureller Systeme aufzudecken.
Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Serbien und der Region gezeigt. Sie war aktiv an der Planung und Umsetzung des Programms des Liberated Students’ Cultural Center während der Proteste 2024/25 beteiligt und ist Mitglied des para-künstlerischen Kollektivs Ćelija.
Jana Jovašević (geb. 1995)
Doktorandin an der Fakultät der Bildenden Künste in Belgrad, Masterabschluss in der Bildhauerei. Sie ist aktives Mitglied des Kollektivs U10 Art Space.
Obwohl formal als Bildhauerin ausgebildet, arbeitet sie medienübergreifend und reagiert konzeptuell auf die Anforderungen ihrer Projekte. Ihre Praxis bewegt sich um Themen wie Begehren, Überschreitung, Ironie und die Aneignung heteronormativer Verhaltensmuster – oft durch humorvolle und symbolische Strategien, die dominante Narrative unterwandern.
Ivanja Todorović (geb. 2003)
Bildender Künstler, Studium an der Fakultät der Bildenden Künste in Belgrad, Department für Neue Medien. Teilnahme an zahlreichen Projekten und Gruppenausstellungen; Gewinner des Telekom Award (Belgrad, 2023).
Todorović war wesentlich an der Planung und Umsetzung des Programms des Oslobođeni SKC während der Proteste 2024/25 beteiligt und ist weiterhin Mitglied des Kollektivs.
Seine Praxis umfasst Performance, Installation, Video, Fotografie und Poesie – am treffendsten lässt sie sich als postmedial beschreiben. Häufig arbeitet er im öffentlichen Raum und setzt sich direkt mit sozialen Realitäten auseinander, oft in Zusammenarbeit mit marginalisierten Gruppen.
Đorđe Tufegdžić (geb. 2004, Belgrad)
Studiert im 3. Jahr an der Fakultät der Bildenden Künste in Belgrad, Department für Neue Medien. Teilnahme an mehreren Projekten und Ausstellungen; arbeitet vorwiegend performativ.
Er ist Teil des weiterhin aktiven Kollektivs Oslobođeni SKC – Liberated Student Cultural Center, das 2025 im Kontext der Proteste gegründet wurde. Dort war er maßgeblich an der Entwicklung und Koordination des Programms für Bildende Kunst beteiligt.
Veronika Podriadova (geb. 2001, Jekaterinburg)
Kunsthistorikerin und Kuratorin mit Schwerpunkt auf internationalen Ausstellungsaustauschen und zeitgenössischen kuratorischen Methoden. Sie arbeitete mit Institutionen in Serbien und der Region, in den USA und weiteren Ländern.
Derzeit ist sie Lehrbeauftragte an der Universität Belgrad und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Zeitgenössische Kunst in Belgrad.