Blutbrot
Theater Theateraufführung
Verbindung zu esel.at
von Miriam Unterthiner
Eine Produktion des Theater am Werk
Österreichische Erstaufführung
Inszenierung: Tomas Schweigen
Premiere: 10.10.2025
Sprache Deutsch
Inhalt
Der mit dem renommierten Kleist-Förderpreis für neue Dramatik ausgezeichnete Text Blutbrot der Autorin Miriam Unterthiner wird im Theater am Werk zum ersten Mal auf einer österreichischen Bühne zu erleben sein. Der Text rückt ein bislang wenig aufgearbeitetes Kapitel der Südtiroler Nachkriegsgeschichte ins gesellschaftliche Bewusstsein: nach dem Ende des zweiten Weltkriegs leisteten Südtiroler*innen Fluchthilfe für Verbrecher des Nationalsozialismus wie Adolf Eichmann und Josef Mengele, indem sie ihnen die Überquerung des Brennerpasses (ein Grenzpass zwischen dem österreichischen Bundesland Tirol und der zu Italien gehörenden Autonomen Provinz Bozen-Südtirol) nach Italien ermöglichten.
Die Autorin wählt für diese historisch belastete Thematik eine poetisch-metaphorische Annäherung und lässt Figuren wie „Das Dorf“, „Das Brot“ und „Die Landschaft“ auftreten. Blutbrot thematisiert die tief verwurzelten Mechanismen des kollektiven Schweigens und stellt die Fragen, wie sich historische Verstrickungen in das kulturelle Gedächtnis einschreiben, welche Verantwortung eine Gesellschaft für ihre verdrängte Vergangenheit trägt und welche Rolle das Erinnern in der Gegenwart spielt.
Aus der Jurybegründung für den Kleist- Förderpreis 2025:
Poetisch verdichtet und zugleich konkret, formal virtuos und kraftvoll, mit feinem Humor und großen Bildern gräbt sich Blutbrot wortwörtlich in die Vergangenheit, die sich bis heute in den Körpern abgelagert hat. Und fast wie nebenbei kreuzt in die eine Fluchtgeschichte auch eine andere hinein, die von Angst vor „Überfremdung“, von Ressentiment und Feindseligkeit geprägt ist. Blutbrot schlägt die Brücke ins Heute, mit einer treffenden Metapher und poetischer Dringlichkeit.
Im Rahmen von Blutbrot findet am 11. Oktober 2025 um 17:30 Uhr im Theater am Werk am Petersplatz ein Dialog am Werk Schichten unter dem Blutbrot-Boden statt.
Die Autorin Miriam Unterthiner, geboren 1994 in Italien, wuchs am Rande eines kleinen Bergdorfes in Südtirol auf. Es folgten Studien der Philosophie, Germanistik sowie Szenisches Schreiben bei Drama Forum Graz und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ihr Theatertext Va†erzunge wurde für den Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2023 nominiert und im Mai 2025 am Tiroler Landestheater uraufgeführt. Miriam Unterthiner gewann mit ihrem Text Mundtot den Hans-Gratzer-Preis des Wiener Schauspielhauses.
Der Regisseur Tomas Schweigen wurde 1977 geboren und studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Er gründete dort die international koproduzierende Theater- und Performancegruppe Far A Day Cage (FADC) und inszenierte an Stadttheatern in Zürich, Bern, Basel,Wien, Berlin, Jena, München, Frankfurt, Hannover u.v.m. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2012-2015 war er Co-Schauspieldirektor in Basel und von 2015-2023 leitete er das Schauspielhaus Wien. Mit seiner Inszenierung Faarm Animaal erhielt er 2023 den Nestroy-Preis für die „Beste Regie“. Seit 2024 widmet er sich vor allem diversen Kino-Projekten: Unter anderem entwickelt er derzeit mit Vera von Gunten im Rahmen eines Schweizer Story Labs den ersten gemeinsamen Langspielfilm.