Queering Spaces: Erfreuliche und schwierige Aspekte der Verwirklichung antikapitalistischer Räume

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Widersetzen sich unsere queeren Räume dem Kapitalismus oder reproduzieren sie ihn? Wie macht die räumliche Dimension von Queerness die Unterschiede zwischen “akzeptablen” (wohlhabend, weiß, männlich) und “inakzeptablen” (Arbeiter:innenklasse, rassistisch kategorisiert) queeren Existenzen sichtbar?
Wir werden in eine Auswahl an Manifesten, Flugblättern und Zines aus verschiedenen Jahrzehnten (1970er-2020er) eintauchen, die uns zeigen, wie queere Räume als poetische Nährböden der Demokratisierung funktionieren, indem sie sich der Anpassung an den Mainstream-Kapitalismus und die Heteronormativität widersetzen. Zeitdokumente wie “Virus im System”, “How We Kiss” oder die Forderungen der Queer Liberation Army verdeutlichen die Spannungen, die queere Raumpolitik über Jahrzehnte geprägt haben. Die Texte setzen der kommerzialisierten “Pride” des Regenbogenkapitalismus basisdemokratische Alternativen wie Queer Mutiny entgegen. Weiters geben die Manifeste einen Einblick in Räume, wo wir “so queer sein können, wie wir es wollen” in einer Welt, in der öffentliche Räume von queeren Menschen immer noch “Verhaltens- und Mental-Gymnastik” abverlangen. Gleichzeitig zeigen sie, wie queere Räume mehr als nur die Inklusion von LGBTQIA+ Personen anstreben und weitreichendere Systeme der Unterdrückung, einschließlich Rassismus, Klassismus und Ableismus, bekämpfen. Gemeinsam wollen wir versuchen den Aufbau von widerständigen Beziehungen, anders – poetischer, radikaler, verbundener, fürsorglicher – zu denken.
Der Workshop wird hauptsächlich auf Englisch/Globish/Denglisch stattfinden. Das bedeutet, dass wir alle Texte sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch zur Verfügung stellen werden. Bei den Gesprächen können sich die Teilnehmenden frei zwischen Englisch und Deutsch bewegen, je nach persönlichen Sprachkenntnissen und Vorlieben.
Workshop mit dem Queer Museum Vienna.
Der dreistündige Workshop (inkl. 15-minütiger Pause) bietet Raum zum gemeinsamen Lesen und Diskutieren inspirierender Texte, Gefühle und Gedanken. Ziel ist es, Freund:innenschaft als widerständige Beziehungsweise zu erkunden und zu verstehen.
Wo: Volkskundemuseum Wien, Otto Wagner Areal, Pavillon 1, Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien
Dauer: 17.00 bis 20.00 Uhr
Anmeldung erbeten
Eintritt frei
Deep Readings - Workshopreihe von Joel Souza Cabrera im Rahmen des Programms Through the Dark
Kaja Piecyk (*1998) wurde in Warschau geboren und wuchs in Rotterdam auf, was später zu einer komplizierten Beziehung zu ihrer kulturellen Identität führte, die sie weiterhin erforscht. KP studierte zeitgenössischen Tanz in London, bis eine Verletzung ihrer Tanzkarriere ein Ende setzte. Danach studierte sie Kunst- und Kulturwissenschaften in Rotterdam und Urban Studies in Amsterdam. Für ihre Masterarbeit führte KP Feldforschung in Tokio durch, die sich auf die Ortsidentität von migrantischen flinta* Personen konzentrierte. Während ihrer akademischen Laufbahn trug sie zu Forschungen über Einkommensungleichheiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft und gelebte Erfahrungen der Wohnungskrise in Arbeiterklasse-Haushalten bei. Ihr Denkansatz ist durchgängig von den Perspektiven Struktur/ Handlungsfähigkeit und Intersektionalität geprägt. KP’s Interessen umfassen feministische und queere Geografien, gemeinsame Ressourcen, öffentlicher Raum und urbane Imaginationen.
Wilhelm Binder (*1984) studierte Kultur- und Sozialanthropologie an der Uni Wien/Lille, Frankreich sowie Bildende Kunst in Wien/Barcelona. WB engagierte sich in Redaktionen, Kuratorischen Teams, Ausstellungs- und Theaterräumen, einer queerfeministischen Filmreihe und in diversen Performancekollektiven. Lohnarbeit in Gastronomie und Kundenservice sind ebenso wichtige Erfahrungen. Als freischaffender* Künstler* kooperiert WB heute in diversen Projekten, unter anderem Queer Museum Vienna. In der künstlerischen Arbeit betrachtet WB Machtstrukturen und normative Prozesse der Gesellschaft aus queerer Perspektive. In verschiedenen Medien werden Konzepte zum Leben erweckt: performative Interventionen, multimaterielle Skulpturen, Zeichnung, Video, Text.
Wilhelm Binder (*1984) studied cultural and social anthropology at the University of Vienna/Lille, France and Fine arts in Vienna/Barcelona. WB was involved in editorial teams, curatorial teams, exhibition and theater spaces, a queerfeminist film series and various performance collectives. Working in bars and restaurants as a waiter and in customer service are equally important experiences for WB’s career. As a freelance artist WB currently collaborates in several projects, one of them is Queer Museum Vienna. In his artistic work WB looks at power structures and normative processes of society from a queer perspective. Concepts are brought to life in various media: performative interventions, multi-material sculptures, drawing, video, text.
Joel Souza Cabrera studierte transdisziplinär Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Zeitgeschichte- und Medienwissenschaften an der Universität Wien. In seiner Masterarbeit befasste er sich mit postmigrantischer Freundschaft aus einer französisch-poststrukturalistischen Perspektive. Derzeit bereitet er eine Promotion im Fachbereich Ästhetik vor, mit Fokus auf das Werk von Hélène Cixous. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen ethische und ästhetische Fragen von Freund_innenschaft, postmigrantische Gesellschaften und feministische Erinnerungskulturen. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er ehrenamtlich am Museum der Migration in Wien und war zuvor als Tutor, Schreibmentor und in verschiedenen redaktionellen Positionen tätig.